Wegen der vielfältigen Desinformationen zum Coronavirus hat die WHO zusätzlich zur Pandemie auch noch eine 'Infodemie' ausgerufen; wegen der möglichen Auswirkungen solcher Desinformationen auf persönliche und gesellschaftliche Schutzmaßnahmen, die Akzeptanz kommender Impfstoffe, und andere Faktoren ist diese Infodemie womöglich ebenso gefährlich wie das eigentliche Virus selbst. Soziale Medien wie Facebook oder Twitter werden oft als wichtigster Verbreitungsmechanismus für solche Desinformationen angesehen, doch die wahre Situation ist deutlich komplexer: (Des)informationen verbreiten sich auch in den sozialen Medien sehr viel weiter, wenn sie von einflußreichen Akteuren stammen, und solche Inhalte werden zudem auch vielfach durch Berichterstattung in den Massenmedien verstärkt und erst so einer breiteren Öffentlichkeit zugeführt. Für offizielle Stellungnahmen zu solchen Desinformationen stellt sich ebenfalls die Frage, wieweit Dementis von Falschinformationen diese Ursprungsinhalte überhaupt erst für ein größeres Publikum sichtbar machen. Diese Keynote veranschaulicht diese Herausforderungen anhand der Verschwörungstheorien zu einem angeblichen Zusammenhang zwischen COVID-19 und 5G-Technologien. Sie präsentiert eine Auswertung von Daten zur internationalen Verbreitung solcher Desinformationen auf Facebook und in Massenmedien von Januar bis Mai 2020, identifiziert die wichtigsten Verbreitungsmechanismen, und diskutiert mögliche Ansätze für einen wirksamen Umgang mit dieser Infodemie.